Volksabstimmung in Oberschlesien 20 März 1921

Fragen und Antworten

  • Q: Wieso wurde diese Seite erstellt?
  • A: Unsere Seite ist gedacht als eine Alternative zu den schwarz-weißen Interpretationen der oberschlesischen Geschichte. Im Internet gibt es mehrere Karten die die Ergebnisse der Volkszählung darstellen, sie zeigen aber nicht objektiv die oberschlesischen Realität, sondern sind ideologisch / nationalistisch behaftet. Da gibt es mehrere Wege wie so eine ideologische Verfälschung durchgeführt wird:
    1. Typ-1. Es gibt Karten auf denen jede Ortschaft als ein Punkt dargestellt wird. Hat die Mehrheit für Polen ihre Stimmen abgegeben, dann ist der Punkt rot, wenn für Deutschland dann ist er blau. So eine Visualisierung beinhaltet zwei Verfälschungen:
      Erstens, sieht man keinen Unterschied zwischen einen kleinen Dorf wo die Mehrheit für Polen gestimmt hat, und einer größeren Ortschaft wo die Mehrheit für Deutschland gestimmt hat - beide Orte haben auf der Karte die gleichen Größen. Das führt dazu, dass Stimmen aus beiden Orten unterschiedlich gewichtet werden. Die paar Stimmen aus eine kleinen Ort werden genau so dargestellt wie viele Stimmen eines größeren Ortes.
      Zweitens, gibt es einen Unterscheid zwischen einer Ortschaft in Kreis Leobschütz wo 99% für Deutschland gestimmt hat, und in z.B. einen Dorf in Kreis Ratibor wo 51% für Deutschland gestimmt hat. Bei dieser Darstellung werden aber beider Orte als blaue Punkte gezeichnet. Und das ist wieder eine Verfälschung - die Stimmen für Polen werden unterdrückt. Hier fehlen Zwischenstufen die das Unterdrückte zeigen.
    2. Typ-2. Es gibt noch eine andere Art der Karten die nicht die ganze Wahrheit sagen - Beispiel. Hier wird wieder nur mit zwei Farben gearbeitet - dafür aber wird der ganze Kreis als quasi "polnisch" oder "deutsch" markiert. Der Fehler hier ist - dabei geht die Bevölkerungsdichte verloren. Als Beispiel: in Kreis Pleß gab es die meisten pro-polnischen Stimmen - dieser Kreis ist aber relativ dünn besiedelt, wird aber als eine große grüne Fläche dargestellt. Gleichzeitig wird Kattowitz, das eine viel höhere Bevölkerungsdichte hat, als ein kleines Fleck dargestellt.
    Man kann sich fragen - sind diese Arten der Darstellung falsch? Nein - falsch sind sie nicht, man darf Daten so darstellen. Man sollte sich aber bewusst sein, dass sie sich auf einer bestimmten Abstraktionsebne befinden. Das Problem ist - sie sind zu abstrakt, damit undemokratisch, sie geben nicht die wirkliche Situation in Oberschlsien wieder, und diennen einen ideologischen Narrativ innerhalb von den Polen und Deutsche ewige Feinde sind. Unser Ziel war es ein Mittel zu finden um näher der Wahrheit zu kommen. Deswegen gibt es auf unserer Seite Kreise (Orte) in unterschiedlichen Größen und Farben. Damit können die unterschidlichen Größen der Ortschaften und gemischte Stimmenabgaben genauer abgebildet werden. In diesen Kontext möchten wir die Besucher zum Nachdenken bewegen.
  • Q: Woher kommen die analyzierten Daten?
  • A: Es gibt mehrere Quellen aus denen die Daten kommen:
    1. Ergebnisse der Volksabstimmung in Oberschlesien von 20 März 1921 - Es war nicht einfach eine detalierte Liste der Volksabstimmung Ergebnissen zu finden. Die einzige Quelle die im Internet gefunden werden konnte, bilden mehrere Seiten die unter der folgenden Adresse zu finden sind: Ergebnisse aus Rybnik. Unter den Link befinden sich weitere Verlinkungen zu anderen Kreisen.
    2. Ergebnisse der Volkszählung in Oberschlesien aus den Jahr 1910
    3. Geographische Koordinaten der Ortschaften - wurden manuell mit Hilfe von OpenStreetMap ermittelt
    4. Zuordnung von Ortschaften zu Diözesen und Staaten nach der Teilung wurde anhand von Wikipedia durchgeführt
  • Q: Warum entsprechen die analyzierten Daten nicht vollständig den offiziellen Ergebniszahlen der Volksabstimmung? Es fehlen 201 Stimmen - 106 für Polen und 95 für Deutschland.
  • A: Der Grund dafür ist, dass nicht für alle Ortschaften waren Zahlen in den Ergebnissen vorhanden. Hier eine Liste solcher Ortschaften:
    Polnischer Name Deutscher Name Orttyp Kreis Bewohner Nicht-Bewohner Nicht-eingeborene-Bewohner Stimmen für PL Stimmen für DE Ungültige
    Kamień Kamin Gut Beuthen 0 0 0 0 0 0
    s. Charlottengrube Ober Rydultau Gemeinde Rybnik
    Kepczowice Kempczowitz Gut Tarnowitz 0 0 0 0 0 0
    Rybna Rybna Gut Tarnowitz 0 0 0 0 0 0
  • Q: Warum deckt sich das Gebiet der Abstimmung nicht mit den Grenzen von Oberschlesien?
  • A: Das Abstimmungsgebiet wurde in den Friedensvertrag von Versailles festgelegt von den Staaten die den Ersten Weltkrieg gewonnen haben.
    1. Das Hultschiner Ländchen wurde in Jahr 1920 von Tschechoslowakei anektiert, und sommit hat es an der Abstimmung nicht teilgenommen.
    2. Die Kreise: Neisse, Falkenberg, Grottkau und der westliche Teil des Kreises Neustadt hatten eine mehrcheitlich deutschsprachige Bevölkerung, deswegen wurden sie aus der Abstimmung ausgeschlossen.
    3. Zusätzlich haben paar niederschlesischen Dörfer aus den Kreis Namslau, in denen slawisch-sprachige Bevölkerung vorhanden war, in der Abstimmung teilgenommen.
  • Q: Wer konnte an der Volksabstimmung teilnehmen? Warum gibt es für jede Ortschaft drei Bewohner Gruppen: Bewohner, nicht-Bewohner und nicht-eingeborene-Bewohner?
  • A: Generell konnten Personen teilnehmen die am 01.01.1921 mindestens 20 Jahre alt waren, sowohl Männer als auch Frauen. Am 28. Februar 1921 bestimmten die Allierten, dass in der Volksabstimmung folgende drei Gruppen teilnehmen dürfen:
    1. Bewohner: Personen die in Abstimmungsgebiet geboren wurden und da auch wohnten.
    2. nicht-Bewohner: "Emigranten", Personen die in Abstimmungsgebiet geboren wurden aber da nicht mehr wohnten.
    3. nicht-eingeborene-Bewohner: Personen die in Abstimmungsgebiet nicht geboren wurden, aber vor 01.01.1904 da wohnten. Und eventuell nach diesen Termin von den Behörden ausgewiesen wurden.
    Woher kommt der Stichtag 01.01.1904? - am 10.08.1904 ist das preußische Ansiedlungsgesetz in Kraft getreten - welches den Zuzug nach Oberschlesien von einer behördlichen Entscheidung abhängig machte. Die Allierten verstanden dieses Gesetz als Mittel um den weiteren polnischen Zuzug nach Oberschlesien zu verhindern. Damit konnten 50.000 bis 100.000 Deutsche die nach 1904 nach Oberschlesien gekommen sind an der Abstimmung nicht teilnehmen. Gleichzeitig konnten Polen teilnehmen die in Oberschlesien nicht geboren sind, aber bis 1904 da gewoht haben.
  • Q: Wieso konnten an der Abstimmung "Emigranten" (nicht-Bewohner - sehe oben) teilnehmen?
  • A: Schon bei den Friedensverhandlungen am Ende des Ersten Weltkrieges wollte Polen, dass nicht nur die aktuellen Einwohner an den Abstimmungen in Osten des Reiches teilnehmen sollen, aber auch Personen die dort geborenen wurden, dann aber ausgewandert sind. Besonders Korfanty hat sich dafür eingesetzt, und General Le Rond in 1919 meinte, dass die Geburt ein ausreichendes Kriterium ist um an der Abstimmung teilzunehmen. Somit hat man sich erhoft ein besseres Ergebniss für Polen zu erzielen. Nach den Abstimmungen in Preussen (11.07.1920) wurde es aber klar, dass die Mehrheit der "Emigranten" für Deutschland gestimmt hat. Danach war Polen gegen die Teilnahme der "Emigranten" in der oberschlesischen Abstimmung.
  • Q: Wieso haben die Kreise (Orte) auf der Karte unterschiedliche Größen?
  • A: Die Größe der Kreise die z.B. eine Ortschaft darstellen, ist direkt proportional zu der Anzahl der Stimmberechtigten dieser Ortschaft. Diese Anzahl bildet die Summe der Bewohner, nicht-Bewohner und nicht-eingeborene-Bewohner. Je größer diese Summe, desto größer der Kreis der die Ortschaft representiert. Der Radius der Kreise wird anhand der folgender Formel berechnet: Radius = sqrt(Stimmberechtigte / 3.1415926535) * 18. 18 wurde als Faktor ausgewählt, weil damit die Kreise optimal groß dargestellt werden können (zu kleine Kreise wären schlecht läsbar, zu große würden sich überdecken). Beispiel:
    1. Für die Gemeinde Czissek beträgt die Summe der Stimmberechtigten 779. Dementsprechend wird dieser Ort als ein Kreis dargestellt mit einen Radius von 283.44 Einheiten.
    2. Für das Gut Birawa beträgt die Summe der Stimmberechtigten 91. Dementsprechend wird dieser Ort als ein Kreis dargestellt mit einen Radius von 96.87 Einheiten.
    Weil die Anzahl der Stimmberechtigten in Czissek 8,56 mal höher ist als in Birawa, ist dementsprechend auch die Fläche des Kreises der die Gemeinde Czissek darstellt 8,56 mal größer.
  • Q: Wieso haben die Kreise (Orte) auf der Karte unterschiedliche Farben?
  • A: Die Farbe eines Kreises entspricht der Zuordnung einer Ortschaft innerhalb der ausgewählten Klassifizierung. Wenn z.B. die Klassifizierung "Stimmen für Polen" ausgewählt wurde (wie in den oberen Beispiel), dann erfolgt die folgende Farben Zuordnung:
    1. Czissek bekommt die Farbe rot, weil in der Gemeinde 85.26% der Personen für Polen gestimmt hat. Diese Zahl liegt zwischen 80% und 89.99% Prozent, was der Farbe rot entspricht.
    2. Birawa bekommt die Farbe blau, weil in den Gut 10.11% der Personen für Polen gestimmt hat. Diese Zahl liegt zwischen 10% und 19.99% Prozent, was der Farbe blau entspricht.